Wahrscheinlich gibts den Weihnachtsmann … – und den Klimawandel?

Wer ist der Weihnachtsmann? Eine helle Kinderstimme ist durch den ganzen Bus zu hören, als dieser gerade an der Haltestelle im Zentrum steht. Die Köpfe drehen sich, man sieht aber nur noch eine grosse orange Wollmütze über einem beigen Wintermantel.

Wie kommst Du denn auf diese Frage, Maurus, fragt Jena, die Mutter von Maurus. Ausnahmsweise hat heute Jena frei gemacht im Büro, um mit Maurus für Weihnachten einzukaufen. – Weisst Du, da war im Bus ein Karton, und darauf konnte ich lesen: Wahrscheinlich gibts den Weihnachtsmann nicht. Ich kenne diesen Mann nicht. Kurz entschlossen steuert Jena auf die nahe gelegene Konditorei zu. Komm, das ist eine komplizierte Frage, das geht einfacher mit der Antwort, wenn wir hier drinnen eine warme Schokolade trinken. Und wenn Du willst, darfst Du dazu noch ein Dessert haben.

Bald sitzen sie vor dampfenden Bechern, Maurus geniesst einen Früchtekuchen. In der Weihnachtszeit bekommen vor allem die Kinder schon seit langer Zeit Geschenke. Mit den kurzen Tagen und den langen Nächten war die Weihnachtszeit für die Menschen immer etwas besonderes, eine Wunschzeit. Darum wünscht man sich ein gutes Neues Jahr, die Menschen nehmen sich vor, im nächsten Jahr etwas besser zu machen. – Stimmt, ich will nächstes Jahr schöner schreiben. – Und in dieser Wunderzeit müssen auch die Geschenke besonders sein. Bei uns sagt man, das Christkind schicke die Geschenke. Und an anderen Orten wird gesagt, der Weihnachtsmann bringe die Geschenke vorbei. Der Weihnachtsmann hat ein rotes Gewand, mit weissen Rändern, er hat einen grossen weissen Bart und es wird gesagt, er sei mit einem Schlitten unterwegs, sogar in der Luft, welcher von Rentieren gezogen werde. überall vor den Läden hat es solche Weihnachtsmänner. – Dann habe ich vorhin einen gesehen, als wir noch im Bus waren, der war aber künstlich, er hat sich bewegt und er hat Saxophon gespielt. – Weil man noch nie einen richtigen Weihnachtsmann gesehen hat, gibt es Leute, die behaupten, es gäbe den Weihnachtsmann nicht. – Und, gibt es den Weihnachtsmann, gibt es das Christkind? – Falsche Frage, sage ich. Für mich ist wichtig, dass diese Dinge hier, die wir zusammen gekauft haben, jetzt ein bisschen verschwinden und dann kommen sie an Weihnachten zu Dir. Und vielleicht spielt da ja das Christkind oder der Weihnachtsmann eine Rolle, wer weiss. – Falsche Antwort, ich komme nicht draus. – Also, ich probier es anders: vor mehr als hundert Jahren hat in Amerika ein Mädchen einer Zeitung einen Brief mit der Frage Gibt es einen Weihnachtsmann? geschrieben. Virginia hiess das Mädchen. Ihre Schulkolleginnen hatten behauptet, es gäbe den Weihnachtsmann nicht. Ein Journalist, der bei dieser Zeitung arbeitete, hat ihr eine Antwort gegeben. Ich kenne diese Antwort nicht auswendig, aber es stand etwa drin, dass es den Weihnachtsmann genau so gebe wie Liebe, Grosszügigkeit und Zuneigung. Weil man den Weihnachtsmann nicht sehe, heisse das noch lange nicht, dass es ihn nicht gebe – es gebe viele Wunder auf dieser Welt, die man nicht begreife. Und so lange sich Kinder an den Weihnachtsgeschenken freuen, wird es den Weihnachtsmann geben. Diese Antwort hat den Menschen so gut gefallen, dass sie heute noch regelmässig wieder abgedruckt wird. – Maurus beginnt zu strahlen. Jetzt habe ich es begriffen! Und was ist dann mit diesem Karton im Bus? – Den haben Menschen aufhängen lassen, die zu wissen meinen, dass es auf dieser Welt keine Wunder gibt.

Am anderen Morgen ist Jena zeitig im Büro. Roman, ein früherer Arbeitskollege, hat ihr ein hämisches Mail geschrieben, mit der Betreff-Zeile Den Klimawandel gibt es nicht!. Genüsslich hat er Link um Link aufgeführt, die zu Internet-Seiten von Klimaskeptikern führen, Seiten, die über den Computereinbruch in einem renommierten Klimaforschungsinstitut berichten. Da werden Mails aus dem Zusammenhang gerissen zitiert, es werden in ironische Randbemerkungen, die im persönlichen Bekanntenkreis bestens verstanden werden, Verschwörungstheorien hineinkonstruiert. Jena kennt diese Links fast alle, kennt auch die Gegenargumente.

Doch davon schreibt sie Roman nichts. Sie erzählt ihm von ihrem Nachmittag mit Maurus, fügt den Link ein zur Antwort auf die Weihnachtsmann-Frage. Ihr Mail schliesst mit einigen Fragen.

Welchen persönlichen Nutzen hast Du davon, wenn es den von den Menschen gemachten Klimawandel nicht gibt? Welchen persönlichen Schaden hast Du, wenn Du weniger fossile Energie, wenn Du mehr erneuerbare Energien brauchst? Mit Schaden meine ich nicht, dass Du dazu etwas mehr Geld brauchst – es stand nämlich sogar im Blick, dass sich dies lohnt. Ich wünsche Dir frohe Weihnachten und hoffe, es geht Dir wie Maurus: dass Du verstehst, dass es für Wunder Menschen braucht, die etwas dafür tun, dass Wunder möglich werden!


als Weihnachskarte

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