Smiranda und Nasila treffen sich zum Mittagessen, auch diesmal in ihrem Lieblingsrestaurant etwa in der Mitte zwischen ihren Arbeitsorten.
Beide bestellen schon fast aus Gewohnheit das vegane Gericht. Das tönt auch heute vielversprechend.
Smiranda, ich bin gespannt auf dein Weihnachts-Gedicht.
Smiranda legt ihre Hände auf das Gesicht. Nasila hört ein Schluchzen.
Was habe ich da bloss angestellt, fragt sie sich.
Smiranda räuspert sich.
Nasila, das geht mir gleich wie dir. Ich warte auch auf mein Weihnachts-Gedicht. Aber das ist so schwer dieses Jahr. Mir scheint, unabhängig davon, was in diesen Zeiten von Gewalt und Krieg geschrieben wird, irgendeine Person irgendwo auf dieser Welt findet, dies sei völlig daneben und werde der Situation nicht gerecht.
Smiranda nimmt die Hände vom Gesicht und schaut zu Nasila. Ihre Blicke finden sich, nach einiger Zeit lächeln beide.
Der Vorspeise-Salat wird serviert. Die beiden wünschen sich einen guten Appetit. Der erste Biss verstärkt das Lächeln – eine gute Wahl! Schweigend geniessen Nasila und Smiranda den Salat.
Nasila leert den Teller eine Gabel früher.
Ja, auch mir fällt es schwer, in Zeiten dieser Weltlage etwas zu sagen oder zu schreiben. Damit bestätigt sich das, was einer meiner Urgrossväter jeweils gesagt hat: KEIN KRIEG. Er hat selbst den ersten und den zweiten Weltkrieg erlebt. Ein dauerhafter Frieden für die Erde, das hat die Urgrossmutter jeweils ergänzt. Und alle im Raum haben dazu genickt, einige haben Ja gesagt.
Das war in meiner Familie ähnlich, ergänzt Smiranda.
Kürzlich wurde fast weltweit an die vor 75 Jahren verfasste Erklärung der Menschenrechte erinnert. Menschenrechte sind universell und in keiner Art und Weise mit Gewalt und Krieg vereinbar. Auch dafür braucht es einen dauerhaften Frieden für die Erde!
Der grosse Teller mit dem Hauptgericht steht vor ihnen. Beide bestaunen den schönen Teller mit verschiedenen Getreiden, Bohnen und Gemüsen. Mit einem lächelnden Blick zueinander wünschen sie sich nochmals einen guten Appetit.
Diesmal legen beide gleichzeitig das Besteck ab. Schon wieder ein Genuss, wirklich ein super Angebot!
Kellner Frajoko kommt bald zum Abräumen zum Tisch. Er freut sich über das Lächeln am Tisch und lächelt zurück.
Es war so fein, vielen Dank gerne in die Küche. Auch heute brauche ich kein Dessert. Für mich gerne noch einen Tee, ich bestelle den Hoffnungstee!
Smiranda nickt bestätigend zur Bestellung von Nasila.
Hoffnungstee! Das passt heute bestens, nicht nur für mein Weihnachts-Gedicht. Gewalt, Kriege, das ist gegenwärtig so schlimm, da braucht es viel Hoffnung, viel Kraft, damit wir alle den dauerhaften Frieden für die Erde wollen!
Da müssen wir aber viel von diesem Tee trinken? Oder bist du blauäugig? Meinst du, es braucht nur gerade eine Tasse Hoffnungstee für alle auf dieser Erde?
Ja, ich habe blaue Augen, und wenn ich keine hätte, würde ich mir blaue Augen wünschen! Blauäugig, das meint naiv, ich weiss. Und ich weiss auch, dass du weisst, dass ich blaue Augen habe. Du und ich, wir haben uns an unsere Urgrosseltern, an unsere Familien erinnert, die auch schon den dauerhaften Frieden wünschten. Weil dauerhafter Frieden bis jetzt nicht erfolgreich war, ist klar, meine und deine Hoffnung reichen nicht, es braucht viel mehr. Wir alle müssen diese Hoffnung haben.
Einverstanden, und sorry wegen meines Spruchs mit der Blauäuigkeit. Ich hätte es nicht so passend sagen können wie du: Wir alle müssen Hoffnung haben auf einen dauerhaften Frieden für die Erde! Leider werden die Menschenrechte in einigen Ländern dieser Erde nicht umfassend berücksichtigt.
Nasila schweigt. Sie schaut nachdenklich zum Tischset hinunter.
Hmm, Smiranda, auch wenn wir uns schon lange kennen, selbst im Gespäch mit dir lasse ich derzeit gewisse Gedanken weg. Nochmals, wir brauchen viel Hoffnung. Dazu gehört auch die Zuversicht, dass sich unsere Hoffnung auf diesen dauerhaften Frieden für die Erde erfüllen wird.
Unterdessen ist der Hoffnungstee in den grünen Tassen auf Trinktemperatur abgekühlt. Nasila und Smiranda nehmen den ersten Schluck und geniessen das Aroma.
Dieser Tee ist eine Freude.
Smiranda und Nasila lachen sich an. Das Lachen wird lauter. Menschen an den anderen Tischen schauen zu Smiranda und Nasila. Das Lachen wird noch lauter, weil jetzt alle Menschen im Restaurant lachen. Auch die Menschen im Service und in der Küche lachen voller Freude.
Das laute Lachen wird weniger, das Lachen in den Gesichtern bleibt.
Die lachenden Menschen rufen sich gegenseitig «Frohe Weihnachten!» zu und nicken dazu.
Hoffnung und Zuversicht für den dauerhaften Frieden auf der Erde bereiten Freude und bringen uns zu einem freudigen, frohen und freundlichen Lachen.
Nasila und Smiranda fassen sich an den Händen.
Nasila, jetzt kann ich die Hoffnung greifen, dass ich dieses Jahr ein Weihnachts-Gedicht mit viel Zuversicht schreiben kann. Ich möchte Freude bereiten, und wünsche ein Lachen im Gesicht der Menschen, die mein Gedicht lesen. Wir alle brauchen Hoffnung, Zuversicht, Freude und Lachen, damit wir alle für einen dauerhaften Frieden auf unserer Erde einstehen, damit wir Gewalt und Krieg überwinden können.
Smiranda, das ist das beste Dessert, das ich je in meinem Leben genossen habe. Ich freue mich, wenn ich mit deinem Weihnachts-Gedicht Hoffnung, Zuversicht, Freude und Lachen weitergeben kann, damit wir alle auf einen dauerhaften Frieden auf unserer Erde hinwirken, für ein gutes Leben für uns alle!