Strassenzeitung

Gerade eben aufgestanden, öffnete Isolde die Fensterläden ihres Schlafzimmers. Schnee! Das war zwar laut Wetterprognose zu erwarten, aber immerhin war es der erste Schnee des Jahres.Schon lag ein dünner Schneeteppich auf der Wiese und den Büschen. Auch die Motorhaube des schon lange auf der gegenüberliegenden Strassenseite abgestellten Autos war schneebedeckt. Allerdings hatte jemand Buchstaben in den Schnee gezogen, richtig, FCZ hiess dies, das Kürzel des Fussballclubs, von dem mindestens die Hälfte der Stadt schwärmte.

Isolde liess das Fenster einen Moment offen stehen, um die frisch riechende Schneeluft ins Schlafzimmer zu lassen.

Als sie einige Minuten später das Fenster wieder schloss, staunte sie. Da war der erste Buchstabe verändert – GCZ hiess dies nun. Das war das Kürzel des anderen Fussballclubs in der Stadt, von dem mindestens die andere Hälfte der Stadt schwärmte.

Nach dem Frühstück goss Isolde die Blumen auf der Fensterbank. Schon war da wieder etwas geändert worden. Das «G» war mit Schnee abgedeckt worden, daneben stand wieder ein «F». Immer diese Fussballfans.

Für die nächsten zwei Stunden sass Isolde vor dem Computer und arbeitete von zu Hause auf, in ihrem Heimbüro auf der anderen Seite des Hauses. Noch immer schneite es.

Mit dem Smartphone am Ohr spazierte Isolde durch ihre Wohnung. Was war wohl im Schnee auf der Motorhaube zu lesen?

«Happy Birthday» hiess es da, gleichzeitig summte das Telefon in ihrer Hand. Als sie den Anruf entgegennahm, sangen einige Stimmen «Happy Birthday to You».

Fränzi, ihre langjährige Bürokollegin, stand vor dem Haus, mit einer Kaffeekanne und einem Geburtstagskuchen in ihrem Rucksack, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren.

Als Fränzi nach einer gemütlichen Geburtstagskaffe-Runde das Haus verliess, hatten fleissige Hände den Geburtstagswunsch mit einigen getupften Schneeblumen ergänzt.

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